Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf
Berlin, Deutschland 2020
Auftraggeber: evangelischen Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf
Verfahren: nicht offener Realisierungswettbewerb
Städtebau
Das neue Gemeindezentrum steht in der Flucht des Kita-Gebäudes und rückt somit näher an die Celsiusstraße als das jetzige Bestandsgebäude. Vor dem Gemeindezentrum entsteht ein breiter Vorplatz, dahinter eine großzügige, zusammenhängende Grünfläche.
Der rechteckige Baukörper ist als Solitär konzipiert und hat eine einladende Straßenpräsenz. Er liegt im grünen Landschaftsraum eingebettet und bildet einen entspannten Ort für Versammlungen, diverse Veranstaltungen und spontane Treffen. Die begrünte Dachfläche ist als 5. Fassade von der umliegenden Wohnbebauung aus gut zu sehen
Architektonische Gestaltung
Das große Dach fasst die verschiedenen Funktionen unter sich zusammen, die hell lasierte Holzfassade erzeugt im Zusammenspiel mit den Glasfassaden und den Holzflächen im Innern eine freundliche und einladende Atmosphäre. Durch je einen Patio am Eingang und auf Gartenseite fließt der Außenraum ins Innere. Der Gottesdienstraum ist durch seine Höhe und besondere, lichtdurchflutete Dachkonstruktion
erkennbar. Im Inneren bestimmen helle Wandflächen und Holzoberflächen die Gestaltung, Als Bodenbeläge sind Parkett und im Eingangs- und Foyerbereich helle keramische Beläge geplant. Das Gebäude wird in Holzrahmenbauweise erstellt, was einen hohen Vorfertigungsgrad erlaubt. Die Dachkonstruktion ist aus Kostengründen weitestgehend aus Nagelbrettbindern geplant. Nach Erstellung der Fundamentplatte kann das Gebäude so in kurzer Zeit errichtet werden.
Erschließung
Die Eingangssituation ist durch den Vorplatz, der durch das Café und die Werkstatt belebt wird, geprägt. Ein Einschnitt in das Dach betont den Eingang und verbindet den Vorplatz mit dem Foyer. Die Erschließung ist klar und übersichtlich. Vom Eingang gelangt man ins Foyer. Auf der linken Seite befinden sich die Räume der Gemeindewesenarbeit mit der Werkstatt direkt am Eingang. Rechts befindet sich neben dem Café der flexible und multifunktionale Gottesdienstraum. Das Büro des Pfarrers oder der Pfarrerin liegt mittig im hinteren Teil des Foyers am grünen Innenhof. Von dort erreicht man den Garten. Eine Treppe im Eingangshof führt zur Dachterrasse mit der optional vorzusehenden Wohnung.
Pfarrwohnung
Die Pfarrwohnung ist in diesem Konzept als Bungalow auf der großen Dachfläche geplant, wäre aber auch als freistehender Kubus im nördlichen Teil des Gartens denkbar. Bei Entfall der Wohnung auf dem Dach, ließe sich das Gemeindezentrum durch den Wegfall der damit
zusammenhängenden brandschutztechnischen Auflagen kostengünstiger errichten.
Alle Räume des Gemeindezentrums liegen ebenerdig und sind barrierefrei über das Foyer und den Garten zu erreichen.
Nur die Pfarrwohnung liegt im 1.OG und wird über eine Treppe erschlossen.
Ökologischen Maßnahmen
Das modulare Gebäude besteht zum großen Teil aus nachwachsenden, giftfreien Rohstoffen. Die Dachfläche erhält eine extensive Begrünung mit einer Vorrüstung für eine integrierbare PV-Anlage. Die Holzfassade wird teilweise begrünt. Die Holzrahmenelemente
der Außenwände werden mit einer Zellulosedämmung gefüllt. Für die vertikale Boden- Deckelschalung ist aus Kostengründen der Einsatz von Eiche, Qualität A mit Wurmlöchern einseitig, geplant. Die Holzschalung wird mit einer hellen Silikatfarbe (Vergrauungslasur)
lasiert, die ein gleichmäßiges Altern des Holzes erzeugt. Die Außenanlagen werden im Einklang mit den Prinzipien der „Essbaren Stadt“ und der Schwammstadt (abflussloses Grundstück mit Regenwasserbewirtschaftung) konzipiert. Es werden nicht-invasive, klimaresiliente Pflanzen eingesetzt. Aufgrund des knappen Budgets werden für die Gestaltung der Außenanlagen Eigenleistungen im Rahmen sozialer Projekte vorgeschlagen. Die ökologische Aufwertung des Areals und die soziale Integration könnten so unterstützt werden.
Nachhaltigkeit und Energiekonzept
Die thermische Qualität der Gebäudehülle des Gemeindehauses orientiert sich am Passivhaus. Auf ein zentrales, mechanisches Lüftungssystem soll aber möglichst verzichtet werden. Dezentrale Lüftungsanlagen werden im Gottesdienstraum und wo zwingend
notwendig (WCs) vorgesehen. Der Vergleich und die Bewertung zwischen einem zentralen und einem dezentralen Lüftungssystem kann im Rahmen der Gebäudeplanung erfolgen. Die Räume werden außerdem manuell und über Spaltlüftung in den Fenstern natürlich belüftet
(Nutzercoaching). Wo möglich werden einfache, robuste Technologien (Low-Tech) eingesetzt. Die Planung des Gebäudes erfolgt nach den Richtlinien des DGNB Zertifizierungssystems.
Thermischer Komfort:
Die Temperierung der Räume erfolgt durch Strahlung über Heiz-/ Kühlsegel, die auch akustisch wirksam sind. Als Alternative zur Fernwärme schlagen wir den Einsatz von Geothermie mit einer reversiblen Wärmepumpe vor, die sowohl das Heizen im Winter als
auch das Kühlen im Sommer gewährleistet.
Visueller Komfort:
Neben Tageslicht und außen liegender, textiler Beschattung, wird eine nutzer-optimierte LEDBeleuchtung mit anpassbarer Helligkeits- und Farbtemperatur-Regelung installiert.